Bodengrund für das Aquarium selbst beschaffen?

Bodengrund

von Stephan Pflume

Sie kennen das: manchmal hat man ja die Idee man könnte ungeheuer Geld sparen, wenn man sein Aquarien-Zubehör nicht im Fachhandel erwirbt. Warum kaufe ich eigentlich den Sand und Kies für den Bodengrund meines Aquarium teuer beim Zoo-Händler, wo es doch allerorten von Kies- und Sandgruben nur so wimmelt?

Moment mal, werden Sie jetzt fragen, von Sand im Aquarium wird doch ohnehin allgemein abgeraten.

Also von vorne: Der Bodengrund im Aquarium muß sich natürlich zuallererst nach den Ansprüchen der Fische und der Pflanzen richten und die sind unterschiedlich.

Für manche Buntbarsche, beispielsweise die Sandcichliden aus dem Tanganjika-See ist feiner Sand unbedingt erforderlich, den die Tiere den ganzen Tag auf der Suche nach Futter regelrecht durchkauen. Oder die kleinen Schnecken-Buntbarsche aus diesem See kommen erst dann voll zur Wirkung wenn sie ihre Schneckenhäuser im feinen Sand eingraben können. Auch Panzerwelse, die sich am liebsten den ganzen Tag feinen Sand durch die Kiemen laufen lassen, profitieren von diesem Bodengrund.

Der feine Sand hat allerdings Nachteile: er neigt dazu im Laufe der Zeit faulig zu werden, weil der Wasseraustausch in den kleinen Zwischenräumen zu gering ist. Vor allem wenn Bodenzusätze zur Förderung des Pflanzenwachstums eingesetzt werden soll, ist er völlig ungeeignet. Auch die Mulmglocke kann man getrost vergessen: Der Mulm läßt sich nur noch zusammen mit einem Teil des Sandes absaugen. Sie müssen also gelegentlich den Sand wieder ergänzen. Nur wenn sie sehr sauberen Sand zu Verfügung haben läßt sich das ohne Wassertrübung bewerkstelligen.

Der Standard-Bodengrund des Aquarienfachhandel ist ein leider ziemlich scharfkantiger, grober Sand mit etwa 2mm Korngröße. Auch dieser Bodengrund hat eine Reihe von Vorteilen: Es ist immer noch so fein das Mulm und Futterreste nicht zu tief im Boden verschwinden können. Außerdem läßt er sich mithilfe einer Mulmglocke ganz hervorragend beim regelmäßigen Wasserwechel reinigen. Und wenn Sie Ihr Wasserpflanzenwachstum mit Zusätzen im Bodengrund fördern wollen, sollten Sie auf keinen Fall ein feineres Material verwenden!

Allerdings müssen Sie sich daran gewöhnen, das Ihre Panzerwelse sich dann ständig die Barteln abscheuern. Und die Sandcichliden wären ohnehin nichts für Pflanzenaquarium...

Neuerdings sieht man gelegentlich auch feinen Kies in den Aquariengeschäften. Der große Vorteil für die Welse: es handelt sich wirklich um gesiebten Flußkies, d.h. die Steinchen haben runde Kanten! Er bildet eine hervorragende Alternative zum hergebrachten, gebrochenen Quarzkies.

Und jetzt kommt meine Idee: gibt es nicht am Harzrand eine große Kiesgrube mit zudem wunderbar dunklem Kies? Prima Sache, dachte ich und brachte bei der nächsten Gelegenheit einen Eimer voll mit. Mittlerweile waren mir allerdings Zweifel gekommen. Immerhin ist der Harz für seinen Erzbergbau bekannt, der Kies könnte also Schwermetalle enthalten. Ich fragte einen Hobby-Mineralogen und tatsächlich: Es fanden sich zwar keine auffälligen Minerale, aber immer Schlacken aus der Erz-Verhüttung.

So also nicht, aber in Göttingen gibt es auch eine große Kiesgrube: Der Kies hier war leider heller, sah aber sehr vielversprechend aus. Probleme gab es erst beim Waschen. Das frisch einlaufende Wasser sah noch sehr klar aus, verwandelt sich nach jedem kräftigen Durchrühren wieder in eine braune trübe Brühe. Nach kurzer Ratlosigkeit dämmerte es mir. Tatsächlich schäumte mein Kies beim Test mit Salzsäure ganz ordentlich, er ist also kalkhaltig. Und beim genauen Durchmustern fand ich auch kleine Kalksteinbröckchen. Zusätzlich zur unkontrollierten Aufhärtung des Wassers setzen diese, wenn sie sich auflösen auch noch feinsten Ton frei, der das Wasser trübt. Das führt dazu, das auch bei intensivem Waschen das Wasser über dem Sand nie klar wird.

Allerdings: einen Tipp kann ich mittlerweile geben: reiner Quarzsand, wie im Baustoffhandel und in Baumärkten verkauft wird, ist oft von hervorragenderer Qualität. Ich verwende diesen Sand mittlerweile für fast alle meine Aquarien - zum Teil gemischt mit feinem Flußkies, der allerdings am besten im Aquaristik-Handel zu bekommen ist.

Nur nebenbei von Blähton halte ich nicht viel, er verleiht dem Aquarium das Flair eines Großraumbüros. Basaltsplit finde ich auch ungeeignet. Er ist mir zu scharfkantig und sieht immer nach Winterstreudienst aus.

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