Erfahrungen mit Betta picta und Betta balunga

Betta

von Stephan Pflume

Maulbrütende Kampffische sind erst in den letzten 10 Jahren in nennenswertem Umfang als Aquarienfische bekannt geworden. Sie sind trotz z.T. attrakiver Färbung, des durchweg interessanten Laich- und Brutpflegeverhaltens und der z.T. ausgesprochen leichten Züchtbarkeit allerdings immer noch relativ wenig verbreitet. Viele Aquarianer lassen sich wahrscheinlich bereits vom Namen "Kampffische" abschrecken, obwohl die maulbrütenden Arten durchweg als ziemlich friedlich gelten werden können.

Bei einigen der schaumnestbauen Kampfische, allen voran der Schleierkampfisch (Betta splendes), machen die zumindest die Männchen ihrem Namen alle Ehre, so daß es unmöglich ist zwei männliche Tiere in einem Becken zu halten. Demgegenüber sind die nahe verwandten Maulbrütenden Kampffische durchweg friedlich. Zur Zeit pflege ich zwei Arten: den etwa 5-6 cm großen Betta picta und Betta balunga eine Art die erst 1991 im Balunga-Fluß wiederentdeckt und nach Deutschland eingeführt wurde. Letztere gehört mit etwa 13 cm zu den größeren Arten der Gattung. Beide Arten sind keine "Farbwunder", aber wenn sie sich wohl fühlen durchaus attraktiv gefärbt. Allerdings wechselt die Färbung und Zeichnung auch stimmungsabhänig in einem Ausmaß, wie man es sonst vor allem von Buntbarschen kennt.

Beide sind sehr ruhige Fischarten, die dicht bepflanzte Becken benötigen, insbesondere Betta picta kann sonst extrem scheu werden, während der größere B. balunga nach einer Zeit der Eingewöhnung auch in relativ sparsam mit Holz und Pflanzen dekorierten Becken sehr zutraulich wird.

Die Arten sind sehr gute Springer, besonders während der Eingewöhnung neigen sie dazu, aus dem Becken zu hüpfen. Da sie wie alle Labyrinthfische über eine zusätzliche Luftatmumng verfügen, ersticken sie außerhalb des Wassers nicht. Solange sie noch feucht sind kann man die Tiere also noch retten. Aber auch nach Futter, daß sich über der Wasseroberfläche befindet, springt vor allem B. balunga sehr gern und zielsicher.

Die Fütterung beider Arten ist unproblematisch, sie fressen alles was sie bewältigen können, wobei die großen B. balunga größere Brocken deutlich bevorzugen. Ebenso unproblematisch schreiten die Tiere zu Vermehrung. Mit etwa 2/3 bis 3/4 ihrer Endgröße erreichen sie die Geschlechtsreife. Der Laichakt ist ein einzigartiges Schauspiel. Zunächst sieht alles ganz normal aus. Die Tiere wählen einen Laichplatz, den sie gegen die anderen Beckeninsassen verteidigen. Während des ausgedehnten Vorspiels umkreisen sich die Partner zunächst bis es schließlich zu den ersten Scheinpaarungen kommt. Wie bei den meisten Labyrinthfischen wird das Weibchen beim Laichen von Männchen eng umschlungen. Die Eier werden schließlich mit einer Körperdrehung der beiden Tiere abgegeben und befruchtet. Aber während die Eier bei den schaumnestbauenden Arten nach oben treiben, bleiben sie bei den maulbrütenden Kampffischen auf der Afterflosse des Männchens liegen. Von dort werden sie zunächst vom Weibchen aufgepickt.

Die eigentliche Brutpflege wird aber vom Männchen übernommen! Zur Übergabe stellen sich die Tiere in einem V€förmigen Winkel nebeneinander. Nach einer Weile beginnt "sie" fast beiläufig ein oder mehrere Eier auszuspucken um sie gleich wieder einzusaugen. "Er" muß jetzt versuchen schneller zu sein und "ihr" die Eier wegzuschnappen. Insbesondere wenn zwischendrin noch andere Fische zu vertreiben sind, kann die Prozedur im Extremfall bis zu drei Tagen dauern. Meist ist allerdings in einigen Stunden alles geschafft. Im Maul des Männchens bleiben die Eier etwa zwei Wochen, dann werden die fertigen Jungfische entlassen. Um sie vor der Nachstellung der anderen Fische zu schützen, kann man das Männchen unter Wasser vorsichtig in ein Glas oder eine Tüte treiben und in ein anderes Becken mit gleichem Wasser setzen. Je weiter die Jungfische zu diesem Zeitpunkt bereits entwickelt sind, desto geringer ist die Gefahr, daß die Brut verschluckt oder vorzeitig ausgespuckt wird. Die Aufzucht mit Artemia ist problemlos.

lemlos, wenn man beachtet, daß vor allem die Jungen von B. picta sich kaum bewegen, sondern darauf warten, daß das Futter in ihre Nähe kommt. Es muss für also etwas Strömung und eine ausreichende Futterdichte im Becken gesorgt werden.